Bringzeit
Abholzeit
Morgens steigt der Kaminrauch in den Waldhimmel – der Ofen in der Hütte wird eingeheizt, denn um diese Zeit treffen die ersten Kinder ein. Mit frischer Milch vom nahegelegenen Bauern oder heißem Tee wird erst mal gemütlich in kleiner Runde gefrühstückt. Eine Stunde später geht es dann raus an die frische Luft, denn nun kommen, so nach und nach, die restlichen Kinder und versammeln sich draußen zum Morgenkreis.
Mit Liedern begrüßen wir uns gegenseitig und die Natur um uns herum; erlebtes wird ausgetauscht und die Pläne für den Tag besprochen. Anschließend schlendern wir dann, mit Bollerwagen, Wasserkanister, Handy und Erste-Hilfe-Koffer zu einem der vielen schönen Plätze rund herum. Auf dem Weg gibt es viel zu entdecken – mal eine Schnecke, mal ein Eichhörnchen. Am Ziel angekommen, verwandeln sich im Spiel der Kinder umgestürzte Bäume in Flugzeuge, Lehmgruben in Bäckereien und Stöcke in Puppen. Die Kinder schlüpfen in die Rollen von Räubern, Bären oder Eichhörnchen. Aus Naturmaterialien entstehen Hütten, Einkaufsläden oder ganze Zwergenreiche und manchmal versammeln sich die Kinder zu Gesellschaftsspielen mit Steinen und Zapfen.
Zwischendurch versammeln wir die Kinder, mal in kleinen Gruppen, mal die ganze Gruppe, und singen und tanzen zusammen, erleben die Natur mit Spielen und Experimenten, malen zusammen, gestalten mit Naturmaterialien, hören Geschichten und Märchen… Auf diese Weise werden auch bestimmte Themen, nach Interessen und aus der Lebenswelt der Kinder, in Projekten erarbeitet.
Wenn dazwischen die Mägen knurren versammelt sich die Gruppe zuerst zum Händewaschen und anschließend zu einem gesunden Vesper in gemütlicher Runde. Gegen frühen Mittag endet der Waldvormittag. Mit Liedern und reflektierenden Gesprächen verabschieden wir uns voneinander und grüßen auch die Natur noch einmal, bevor die Kinder abgeholt werden.
Musik im Wald
Kinder spielen mit Geräuschen, Klängen oder Tönen so selbstverständlich, wie sie atmen, reden und mitten durch die Pfützen laufen
lm Wald finden Kinder eine Welt voller Klänge, Geräusche, Töne….
Mit den Kindern machte ich mich auf dem Weg, den Wald als unser Haus voller Klänge kennen zu lernen. Gemeinsam entdeckten wir, was im Wald klingt, knarrt, klappert, raschelt, lauschten den Klängen die den Wald erfüllen und hörten bewusst darauf was es im Wald für Geräusche und Klänge gibt.
In diesen Tagen machten wir uns auf die Suche, den Materialien des Waldes Klänge und Töne zu entlocken. Die Kinder sollten selbst Klänge finden und gestalten. Hierbei war Erfindungsreichtum und Phantasie, eigene Vorstellungen zu entwickeln gleichermaßen gefragt. Sie sollten die Klänge als so genanntes Rohmaterial selbst entdecken und gestalten.Die Begeisterung für die Suche nach Klängen nahm kein Ende. Immer wieder wurde von einem Kind etwas Neues entdeckt, aufgeregt wurde gesucht, gehört, gelauscht… Die Naturmaterialien offenbarten uns ihre Vielfältigkeit.
Weiterhin bauten und gestalteten wir gemeinsam verschiedene einfache Instrumente, wobei ich hauptsächlich auf Naturmaterial aus unserer nächsten Umgebung zurückgegriffen habe. So sollten die Kinder einen Teil des Materials selbst suchen. Auch in Verbindung mit dem Selbstbau konnten die Kinder anfangen die klanglichen Unterschiede und Eigenschaften von den Materialien zu erkunden. Es entstanden Klanghölzer aus Haselnussstrauch, ein Windspiel, Klangsteine, eine Harfe, Weidenreifenschellen, ein Baumxylophon und ein Musikkorb, der bei uns in der Hütte untergebracht wurde und jederzeit zum Spielen von den Kindern verwendet werden kann. Gemeinsam entdeckten wir, was das Spiel mit Musik bewirken kam. Die Kinder wurden durch das Spielen mit den Musikinstrumenten mit den musikalischen Grundelementen vertraut gemacht, das bewusste Hören wurde gefördert, d.h. die allgemeine Fähigkeit zuzuhören und die kindliche Hörfähigkeit. Mein Anliegen war es hierbei das akustische Unterscheidungsvermögen der Kinder zu verstärken und die Hör-Erfahrungen durch entsprechende Angebote zu fördern.
Zudem begaben wir uns auf die Suche nach einem geeigneten Platz für die Instrumente, die draußen bleiben sollten. Es fand sich infolgedessen nahe der Hütte ein Platz, den wir mit einfachen Mitteln aus der Natur in unserem nahen Umfeld akustisch lebendig gestalteten.
Auch die Musik, das heißt auch auf sinnliche Weise die Natur entdecken, erleben und sich spielerisch damit auseinanderzusetzen, gehört zu den ganzheitlichen Lernerfahrungen, die das Naturbewusste Verhalten der Kinder prägen. Klänge gehören zu den wichtigsten sinnlichen Erlebnissen, die Kinder von klein auf haben. Noch vor der Sprache lernen sie Geräusche als akustische Reize kennen, meist verbunden mit unterschiedlichen Gefühlen. Die Kinder wollen HÖREN, was in der Umwelt vor sich geht, sie wollen Geräusche machen, schreien, stampfen, Krach machen. Hin und wieder wollen sie jedoch auch Ruhe haben, jemand anderem zuhören, den Geräuschen der Natur oder der Stimme des Erwachsenen lauschen. Der Hörsinn wird angesprochen, wenn wir z.B. Vogelstimmen hören.